Elektrische Rollladen nachrüsten: Gurtwickler, Rohrmotor, Funk, Smart Home und echte Kosten

Elektrische Rollladen nachrüsten: Überblick und Entscheidungshilfe

Mit elektrischen Rollladen sparst du Zeit, verbesserst den Hitzeschutz im Sommer und erhöhst die Sicherheit. Die Nachrüstung ist in den meisten Bestandswohnungen und Häusern möglich, ohne die Fassade zu öffnen. Entscheidend sind die richtige Systemwahl, sauberes Aufmaß und eine sichere Stromversorgung.

Es gibt zwei Wege: elektrische Gurtwickler oder Rohrmotoren im Rollladenkasten. Gurtwickler sind schnell und ohne Eingriff in den Kasten montiert. Rohrmotoren sind technisch sauberer, leiser und langlebiger, benötigen aber das Öffnen des Kastens und etwas mehr handwerkliches Geschick.

Dieser Leitfaden führt dich Schritt für Schritt durch Planung, Aufmaß, Auswahl, Einbau und Kosten. Alle Tipps sind auf deutsche Standards und verfügbare Produkte ausgelegt.

Systeme im Vergleich: Gurtwickler vs. Rohrmotor

Elektrischer Gurtwickler

Der Gurt bleibt, der manuelle Aufputz- oder Unterputz-Gurtwickler wird gegen einen elektrisch angetriebenen getauscht. Stromversorgung per Steckdose oder Unterputz.

• Pro: Schnell montiert, kaum Eingriff in die Bausubstanz, gut für Mietwohnungen.
• Kontra: Etwas lauter, Gurt bleibt ein Verschleißteil, sichtbare Einheit an der Wand.
• Geeignet für: Standardfenster bis ca. 2.2 m Bauhöhe, leichte PVC-Panzer.

Rohrmotor im Rollladenkasten

Der Gurt entfällt. Der Antrieb sitzt in der Achtkantwelle im Kasten. Endlagen werden am Motor eingestellt. Steuerung über Taster, Funk oder Smart Home.

• Pro: Dauerhaft, leiser, keine sichtbare Gurtführung, geeignet für Automationen.
• Kontra: Kasten öffnen, Welle umbauen, elektrischer Anschluss erforderlich.
• Geeignet für: Fast alle Fenster und Terrassentüren, auch schwerere Alu-Panzer.

Welche Steuerung passt?

• Direkter Taster: robust, intuitiv, keine Funkreichweite nötig.
• Funk-Handsender: bequem, ideal bei fehlenden Steuerleitungen.
• Smart Home: Zeitschaltung, Szenen, Wetterautomatik; Protokolle z. B. Zigbee, WLAN, Thread.

Praxis-Tipp: In Mietwohnungen zuerst Gurtwickler mit Stecker und Funk in Erwägung ziehen. Im Eigentum oder bei Renovierung gleich Rohrmotor mit Unterputz-Taster oder Funkmotor einplanen.

Aufmaß richtig nehmen: Welle, Panzer, Gurt

Sauberes Aufmaß verhindert Fehlkäufe und Nacharbeit. Nimm dir 10 Minuten pro Fenster und ein Maßband.

Wichtige Maße für Rohrmotoren

• Wellentyp und -größe: Achtkant SW40 (ca. 40 mm) oder SW60 (ca. 60 mm) sind Standard. Im Zweifel nachmessen, sobald der Kasten offen ist.
• Wellenlänge: lichte Breite des Kastens minus Lagerabstand. Motorlänge laut Datenblatt beachten.
• Panzerfläche: Breite x Höhe der sichtbaren Rollladenfläche, um das Gewicht grob zu schätzen.

Gewichtsabschätzung: PVC-Panzer etwa 4-5 kg pro m2, Alu ausgeschäumt etwa 5-7 kg pro m2. Beispiel: 1.2 m x 1.4 m = 1.68 m2. PVC: ca. 7-9 kg.

Motorauswahl: Für kleine Fenster reichen 10-15 Nm, mittlere 20 Nm, große Terrassentüren 30 Nm oder mehr. Herstellerangaben gehen vor. Nimm im Zweifel eine Nummer größer für Reserve.

Wichtige Maße für Gurtwickler

• Gurtbreite: 23 mm in Einfamilienhäusern sehr verbreitet, 15 mm in Altbau und kleineren Anlagen.
• Gurtbandlänge: abhängig von der Bauhöhe, Standardgeräte decken übliche Höhen bis ca. 2.3 m ab.
• Montageart: Aufputz oder Unterputz. Prüfe Lochabstände und Wickler-Ausschnitt.

Praxis-Tipp: Prüfe vorab, ob der Rollladen leicht läuft. Klemmt der Panzer, erst Führungsschienen reinigen, Endleiste prüfen, defekte Aufhängungen ersetzen.

Elektrik und Steuerung: sicher planen

Feste 230-V-Anschlüsse dürfen nur von Elektrofachkräften installiert werden. DIY ist bei steckbaren Gurtwicklern möglich. Plane die Stromwege frühzeitig.

Varianten des Anschlusses

• Steckergerät: ideal für Gurtwickler. Steckdose in Wicklernähe einplanen.
• Unterputz-Anschluss: Zuleitung 3-adrig für Gurtwickler mit Festanschluss oder Rohrmotor plus Taster.
• Funk oder Taster: Rohrmotor mit integriertem Funkempfänger spart Steuerleitung, benötigt aber dauerhaften 230-V-Anschluss.

Smart Home Integration

• Zigbee und Thread: stabil, stromsparend, oft Matter-fähig. Brauchen einen Hub oder Border-Router.
• WLAN: ohne Hub, aber höhere Last und teils geringere Zuverlässigkeit bei vielen Geräten.
• Z-Wave: wenig verbreitet bei Rollläden, aber solide in Einfamilienhäusern.

Szenarien aus der Praxis:

• Hitzeautomatik: Bei starker Sonneneinstrahlung fährt Südseite zu 70 Prozent. Voraussetzung: Sonnensensor oder Wetterdaten.
• Anwesenheitssimulation: Zufallszeiten bei Abwesenheit.
• Kindersicherung: Sperrfunktion am Taster in Kinderzimmern aktivieren.

Rechtliches und Sicherheit: Bewegliche Abschlusssysteme benötigen eine tote Zeit oder Verriegelung der Richtungen. Verwende Taster mit mechanischer Verriegelung oder Motorsteuerungen mit elektrischer Verriegelung. Keine parallele Versorgung von Auf und Ab.

Einbau Schritt für Schritt

Variante A: Elektrischer Gurtwickler

Zeitbedarf pro Fenster: 30-60 Minuten. Geeignet für geübte Heimwerker.

• 1. Strom trennen: Sicherung der Steckdose aus, prüfen.
• 2. Alten Wickler lösen: Abdeckung ab, Gurt entkoppeln, Wickler demontieren.
• 3. Neuen Wickler vorbereiten: Gurt einfädeln, Feder mechanisch spannen wenn erforderlich.
• 4. Montage: Auf- oder Unterputz verschrauben. Lochabstände einhalten, Dübel passend zum Untergrund wählen.
• 5. Strom: Stecker einstecken oder Festanschluss vom Elektriker herstellen lassen.
• 6. Endpunkte: Am Gerät Auf- und Ab-Endlage programmieren.
• 7. Testlauf: Mehrmals fahren, Gurtführung prüfen, Schrauben nachziehen.

Tipps aus der Praxis: Gurtverlauf darf nicht schleifen. Gurtband franst? Beim Nachrüsten gleich ersetzen. Bei schräg laufenden Panzern Führungsschienen reinigen und Silikonspray sparsam einsetzen.

Variante B: Rohrmotor im Rollladenkasten

Zeitbedarf pro Fenster: 60-120 Minuten. Elektrischer Anschluss durch Fachkraft.

• 1. Kasten öffnen: Blende vorsichtig lösen. Staubschutz bereitlegen.
• 2. Gurt ausbauen: Gurt und Wickler ausbauen, Gurtloch später mit Blindabdeckung schließen.
• 3. Welle lösen: Welle aus Lagern nehmen. Länge prüfen, Adapter und Mitnehmer des Motors auf Wellentyp anpassen.
• 4. Motor einsetzen: Motor in Welle schieben, Sicherungsfeder setzen. Welle wieder einhängen.
• 5. Aufhängungen prüfen: Panzeraufhängungen intakt? Gegebenenfalls neue Klickaufhänger einsetzen.
• 6. Kabelweg: Durch Kabeldurchführung in den Raum oder in den Kasten legen. Knickschutz beachten.
• 7. Elektrischer Anschluss: Dauer-L, N, PE an Motor anschließen, Steuerung nach Schema. Vom Elektriker prüfen lassen.
• 8. Endlagen einstellen: Am Motorkopf oder per Funkprogrammierung. Endpunkte nicht hart anstoßen lassen.
• 9. Funktionstest: Mehrfach fahren, auf gleichmäßigen Lauf achten. Kasten schließen.

Montagekniffe: Bei SW40-Wellen in schmalen Kästen sind kurze Motoren nötig. Funkmotoren vermeiden zusätzliche Unterputzaktoren. Bei Holzrollladen höhere Drehmomente wählen oder aufrüsten.

Lautstärke, Wartung, Sicherheit

Gurtwickler sind hörbar, aber im Alltag unkritisch. Rohrmotoren laufen meist ruhiger, vor allem in gedämmten Kästen. Achte auf entkoppelte Lager und sauber ausgerichtete Wellen, um Resonanzen zu vermeiden.

• Wartung: Führungsschienen jährlich mit weichem Pinsel oder Staubsauger reinigen. Keine öligen Schmierstoffe verwenden.
• Frostschutz: Nicht bei festgefrorenen Panzern fahren. Frostschutzfunktionen vieler Motoren aktivieren.
• Kindersicherheit: Taster hoch montieren oder Sperre per Software setzen.
• Einbruchhemmung: Motoren mit Hinderniserkennung und Hochschiebesicherung erhöhen Widerstand, ersetzen aber keine speziellen Sicherheitsrollläden.

Typische Fehler vermeiden

• Zu schwacher Motor: Fährt langsam, bleibt stehen. Immer Leistungsreserve einplanen.
• Falscher Wellentyp: Adapter passt nicht, Motor eiert. Vorher Welle prüfen.
• Endlagen hart eingestellt: Panzer drückt, Gurte oder Aufhängungen leiden. Endpunkte mit 1-2 Lamellen Reserve setzen.
• Fehlende elektrische Verriegelung: Paralleler Auf-Ab-Betrieb zerstört Motor. Nur zugelassene Steuerungen verwenden.
• Funkprobleme: Stahlkasten schirmt. Externe Antenne oder Repeater einplanen.

Kosten und Budgetbeispiele in Deutschland

Die Spannen hängen von Fenstergröße, Steuerung und Montageaufwand ab. Richtwerte pro Fenster:

Gurtwickler

• Material: 70-180 Euro
• Steuerung optional funkfähig: +20-60 Euro
• Montage Eigenleistung: 0 Euro, Fachbetrieb: 60-120 Euro
• Gesamt: 70-360 Euro

Rohrmotor

• Motor: 60-180 Euro je nach Drehmoment und Funk
• Taster oder Funkaktor: 15-80 Euro
• Kleinteile und Abdeckung Gurtloch: 10-30 Euro
• Elektriker Anschluss und Programmierung: 90-220 Euro pro Fenster
• Gesamt: 175-510 Euro

Beispielrechnungen:

• 2 kleine Fenster, Gurtwickler, DIY, Steckdose vorhanden: ca. 2 x 100 Euro = 200 Euro
• 1 Terrassentür, Rohrmotor 30 Nm mit Funk, Elektrikeranschluss: Motor 160 + Funk 40 + Elektriker 150 = ca. 350 Euro
• 3 Fenster, Rohrmotor mit Taster, Elektrikeranschluss: 3 x (120 + 25 + 120) = ca. 795 Euro

Folgekosten: sehr gering. Gelegentlich Batterien bei Funksendern. Stromverbrauch je Motor im Standby meist unter 1 W.

Planung in Bestandsbauten und Mietwohnungen

In Mietwohnungen gilt: Reversibel planen. Gurtwickler mit Stecker lassen sich rückstandsfrei entfernen. Rohrmotoren nur nach Absprache und mit sauberer Abdeckung des Gurtlochs. Keine Eingriffe in Fassade ohne Genehmigung.

In Eigentumswohnungen und Häusern: Bei Renovierung gleich Steuerleitungen und Dosen für Taster vorsehen. Kasten dämmen, wenn offen, um Geräusche und Wärmebrücken zu reduzieren.

Checklisten: Aufmaß, Auswahl, Einbau

Aufmaß in 5 Minuten

• Wellentyp SW40 oder SW60 prüfen oder einplanen zu prüfen
• Sichtfläche Breite x Höhe messen, Gewicht abschätzen
• Gurtbreite 15 oder 23 mm notieren
• Stromquelle festlegen: Steckdose oder Unterputz
• Steuerungsart wählen: Taster, Funk, Smart Home

Auswahl schnell treffen

• Kleine Fenster, Mietwohnung, wenig Aufwand: Gurtwickler
• Dauerhaft, leise, unsichtbar: Rohrmotor
• Automation wichtig: Funkmotor oder Smart-Home-Aktor

Einbau ohne Stress

• Alle Teile vorab bereitlegen, Endstopfen und Adapter prüfen
• Sicherung raus, Spannungsfreiheit messen
• Endlagen moderat einstellen, Probefahrten durchführen
• Kabel sauber verlegen, Knickschutz beachten

Podsumowanie

• System wählen: Gurtwickler schnell, Rohrmotor dauerhaft
• Aufmaß sauber: Welle, Panzerfläche, Gurtbreite
• Elektrik sicher: Steckdose oder Elektriker für Festanschluss
• Steuerung festlegen: Taster, Funk oder Smart Home
• Realistische Kosten: 70-360 Euro Gurtwickler, 175-510 Euro Rohrmotor pro Fenster
• Fehler vermeiden: ausreichend Drehmoment, korrekte Endlagen, Funkreichweite

FAQ

Kann ich elektrische Rollladen in einer Mietwohnung selbst nachrüsten?

Ja, mit elektrischen Gurtwicklern und Stecker meist problemlos und reversibel. Rohrmotoren nur nach Absprache mit Vermieter, da der Gurt entfällt und das Gurtloch verschlossen wird. Feste Elektroarbeiten immer vom Fachbetrieb.

Wie wähle ich das richtige Drehmoment beim Rohrmotor?

Panzerfläche berechnen und Gewicht grob schätzen. Bis ca. 2 m2 oft 10-15 Nm, bis 3 m2 20 Nm, darüber 30 Nm. Immer Herstellerangaben beachten und eine Leistungsreserve einplanen.

Funk oder Taster - was ist zuverlässiger?

Taster ist am zuverlässigsten, da kabelgebunden. Funk ist komfortabel und oft ausreichend, kann aber im Rollladenkasten schlechtere Reichweiten haben. Funkmotoren mit externer Antenne oder Repeater helfen.

Welche Smart-Home-Protokolle sind sinnvoll?

Zigbee oder Thread sind stabil und häufig Matter-fähig. WLAN funktioniert ohne Hub, kann aber bei vielen Geräten instabiler sein. Wähle ein Protokoll, das zu deinem bestehenden System passt.