Badezimmerlüfter nachrüsten: Planung, Gerätewahl, Einbau, Steuerung und echte Kosten

Badezimmerlüfter nachrüsten: Planung, Gerätewahl, Einbau, Steuerung und echte Kosten

Warum ein Badezimmerlüfter Sinn macht

Beschlagene Spiegel, muffiger Geruch, schwarze Flecken in Fugen - ein fehlender oder schwacher Luftwechsel ist im Bad ein echtes Problem. Ein guter Lüfter senkt Feuchte schnell, schützt vor Schimmel und verbessert das Raumklima spürbar.

In fensterlosen Bädern ist eine mechanische Entlüftung Pflicht. In Deutschland gilt dafür die DIN 18017-3 mit Mindestluftvolumenströmen. Aber auch in Bädern mit Fenster lohnt sich ein Lüfter: Gerade im Winter lüftet man seltener, warme Duschnässe schlägt sich an kalten Flächen nieder und dringt in Fugen und Möbel.

Wichtig ist: Abluft funktioniert nur mit Zuluft. Sorgen Sie für einen Türunterschnitt von ca. 10-15 mm oder setzen Sie eine Türluftnachströmung ein. Ohne Zuluft brummt der Lüfter, fördert aber kaum.

Dieser Leitfaden zeigt praxisnah, welche Lüftertypen es gibt, welche Luftleistungen in typischen deutschen Bädern passen, wie Sie die passende Einbauvariante wählen und wie viel das in der Realität kostet.

Micro-BOM - Außenwandlüfter Nachrüstung, 100-125 mm

  • Wandventilator mit Feuchtesteuerung, 100-125 mm: 120-250 EUR
  • Mauerkasten mit Rückschlagklappe und Wetterschutzgitter: 40-120 EUR
  • Abluftrohr 100-125 mm, gedämmt, 0,5-1 m: 15-35 EUR
  • Schalldämmring und Schwingungsdämpfer: 10-25 EUR
  • Dichtmasse, Montagekleber, Acryl: 10-20 EUR
  • NYM-J 3×1,5 mm2, 2-5 m plus Klemmen: 5-20 EUR
  • Feuchtraum-Schalter IP44 oder Zeitrelais: 15-45 EUR
  • Kernbohrung 100-125 mm inkl. Ausbruch: 200-400 EUR
  • Summe Material: 210-470 EUR, mit Kernbohrung 410-870 EUR
Modernes Badezimmer mit weißem Wandlüfter und gefliester Außenwand, kompakte Installation über der Dusche
Wandlüfter mit Feuchtesteuerung im kleinen Bad

Lüfter-Typen und Auswahlkriterien

Die richtige Wahl hängt von der baulichen Situation und der benötigten Luftmenge ab. Das sind die gängigen Typen:

Axiallüfter

Direkt durch die Außenwand oder kurze Kanäle. Hoher Volumenstrom bei geringem Druck. Ideal für Wanddurchführungen bis ca. 0,5-1 m Rohrlänge.

  • Vorteile: kompakt, günstig, leise bei freiem Ausblas
  • Nachteile: bricht bei hohem Widerstand (langen Kanälen, Rückstauklappen) schnell ein

Radial- bzw. Zentrifugallüfter

Für längere Kanäle oder Schächte. Weniger Volumenstrom, dafür deutlich höhere Druckreserve.

  • Vorteile: geeignet für 3-10 m Rohrwege und Schächte
  • Nachteile: teurer, oft etwas lauter

In-Line Kanalventilatoren

Im Rohr oder in der Zwischendecke montiert. Gut für abgesetzte Montage mit Schalldämpfern.

  • Vorteile: flexible Platzierung, guter Schallschutz möglich
  • Nachteile: mehr Platzbedarf, Montageaufwand

Schachtlüfter nach DIN 18017

Für fensterlose Bäder in Mehrfamilienhäusern mit gemeinschaftlichem Lüftungsschacht. Geräte mit Zulassung und Brandschutzanforderungen.

  • Vorteile: normkonform, für Dauer- oder Intervallbetrieb
  • Nachteile: nur mit passenden Schächten und Brandschutzkomponenten

Wesentliche Auswahlkriterien

  • Luftleistung: Richtwerte in Wohnungen - WC ca. 30 m3/h, Bad ohne WC 40 m3/h, Bad mit WC 60 m3/h. Für kleine Bäder 4-6 m2 reichen oft 40-60 m3/h, größere 8-10 m2 eher 60-90 m3/h. Bei langen Kanälen Radiallüfter wählen.
  • Geräusch: Zielwert 25-35 dB(A) in 3 m Abstand für Wohnkomfort. Achtung auf Herstellerangabe - oft im Labor gemessen. Schalldämpfung im Rohr hilft.
  • Schutzart: Im Spritzwasserbereich mindestens IPX4. Montagezonen im Bad beachten.
  • Rückschlagklappe: Verhindert Kaltluft und Gerüche aus dem Schacht. Bei Außenwand zusätzlich Wetterschutzhaube.
  • Energie: Bedarfsbetrieb mit Feuchte- oder Präsenzsensor spart Strom. Leistungsaufnahme typ. 5-15 W.
  • Design und Reinigbarkeit: Abnehmbare Front, glatte Flächen, Zugang zum Laufrad erleichtern die Pflege.

Einbauvarianten und Planung

Außenwanddurchführung mit Kernbohrung

Die robusteste Lösung für Bäder mit Außenwand. Benötigt eine Kernbohrung 100-160 mm. Achten Sie auf leichtes Gefälle nach außen, damit Kondensat ablaufen kann. Ein Mauerkasten mit isoliertem Rohr reduziert Wärmeverluste und Schall.

Anschluss an vorhandenes Abluftrohr

Häufig in Nachkriegsbauten: kurzer Kanal in den Schacht. Prüfen Sie Durchmesser, Rückstauklappen und Freigängigkeit. Bei Rohrlängen über 1 m und mehreren Bögen besser Radial- oder In-Line-Lüfter.

Schachtlüftung im Mehrfamilienhaus

Nur Geräte mit Eignung für gemeinschaftliche Schächte verwenden. Oft sind Brandschutz- und Rückschlagklappen vorgeschrieben. In WEGs vorher abstimmen, da die Schachtanlage Gemeinschaftseigentum ist.

Zuluft sicherstellen

Türunterkante 10-15 mm frei oder Lüftungsgitter in der Tür. Ohne Zuluft sinkt die Förderleistung um bis zu 50 Prozent.

Typische Positionierung

  • Über der Dusche: nur in Zone mit IPX4 und nach Montagezonen
  • Über Badewanne: gleiches gilt für Schutzarten
  • Hoch an der Wand oder Decke: feuchtewarme Luft sammelt sich oben

Schritt-für-Schritt: Außenwandlüfter nachrüsten

1. Aufmaß und Position

  • Wandstärke messen, Hindernisse prüfen (Leitungen, Bewehrung, Außenfassade)
  • Durchmesser passend zum Lüfter wählen - üblich 100 oder 125 mm
  • Außen Position für Wetterschutzhaube und Tropfkante planen

2. Kernbohrung

  • Mit Diamantkernbohrgerät, Wasserfangring und Staubschutz
  • 2-3 Grad Gefälle nach außen herstellen
  • Bohrkrone passend zum Mauerkasten

3. Rohr und Mauerkasten einsetzen

  • Gedämmtes Rohr zuschneiden, Fugen mit Montagekleber abdichten
  • Außen Wetterschutzhaube mit Dübeln montieren, Fugen mit Acryl schließen
  • Innen Schalldämmring und Lüfteraufnahme einsetzen

4. Elektrischer Anschluss

  • Dauerphase, geschaltete Phase, Neutralleiter und Schutzleiter nach Schema des Herstellers
  • Feuchtraum-Schalter IP44 oder Ansteuerung über Lichtkreis
  • FI-Schutzschalter 30 mA im Bad Pflicht

5. Inbetriebnahme und Test

  • Nachlaufzeit und Feuchteschwelle einstellen (z. B. 50-65 Prozent rF)
  • Rückschlagklappe prüfen, Luftzug von außen darf aus sein
  • Schall prüfen - Vibrationen mit Entkopplern minimieren

Schachtlüftung im Mehrfamilienhaus

Bei fensterlosen Bädern in MFH ist der Anschluss an einen Lüftungsschacht die Regel. Wichtige Punkte:

  • Nur zugelassene Schachtlüfter nach DIN 18017-3 und Herstellerfreigabe des Schachtbetreibers
  • Rückstaudruck beachten - viele Schächte erfordern 80-150 Pa
  • Brandschutz: je nach Bauordnung Brandschutzklappe oder feuerwiderstandsfähige Einbauteile
  • Dauerbetrieb mit Grundlast und zusätzlichem Bedarfslauf ist oft vorgesehen

Praktisch läuft die Montage ähnlich wie beim Rohranschluss, jedoch mit passender Übergangsstück, Dichtung und Schallschutz. Abstimmung mit der Hausverwaltung spart Ärger.

Steuerungen und Verkabelung

Die Steuerung entscheidet über Komfort, Lautstärke im Alltag und Stromkosten.

  • Lichtschalter mit Nachlauf: Einfach und bewährt. Lüfter startet mit Licht, läuft 5-20 Minuten nach. Erfordert in der Regel Dauerphase und geschaltete Phase.
  • Feuchtesensor im Lüfter: Lüfter springt automatisch an, wenn die rF-Schwelle überschritten wird. Sehr praxistauglich in Familienbädern.
  • PIR Präsenzmelder: Gut für WC oder Gästebad, weniger für Duschfeuchte.
  • Externe Zeitrelais und Hygrostate: Flexibler, aber mehr Verdrahtungsaufwand.
  • Smart Home: Relais oder Aktoren (Zigbee, Z-Wave, WLAN) schalten bedarfsgerecht nach Sensoren. Achten Sie auf Feuchtraumtauglichkeit und sichere Installation.

Verkabelung: Viele Komfortlüfter benötigen 3-adrig plus Schutzleiter - Dauerphase L, geschaltete Phase Ls, Neutralleiter N, PE. Ist nur 2-adrig vorhanden, hilft oft nur Kabel nachziehen oder auf reinen Feuchtebetrieb mit Dauerphase umstellen. Elektrik im Bad immer vom Fachbetrieb prüfen lassen.

Elektrischer Anschluss eines Badlüfters mit Feuchtraum-Schalter und sauber verlegtem Kabel
Saubere Verkabelung und Steuerung sind entscheidend

Schallschutz und Kondensat lösen

  • Schwingungsentkopplung: Gummiunterlagen zwischen Lüfter und Wand, Schrauben nicht überziehen
  • Rohr-Schalldämpfer: Bei In-Line oder längeren Rohren wirkungsvoll, 20-50 EUR
  • Kondensatablauf: Außenwand mit Gefälle, bei kalten Schächten Kondensatfalle einplanen
  • Wetterschutzhaube mit Lamellen reduziert Windgeräusche

Wartung und Betrieb

  • Reinigung: Alle 3-6 Monate Front abnehmen, Laufrad und Gitter mit mildem Reiniger säubern
  • Filter: Falls vorhanden, tauschen oder waschen
  • Feuchteschwelle nachjustieren, wenn Lüfter zu lange oder zu kurz läuft
  • Stromverbrauch: 5-15 W - bei 30 Minuten pro Tag ca. 3-7 kWh im Jahr, Kosten 1-3 EUR

Kosten in der Praxis

Szenario 1 - Außenwand, DIY plus Fachbohrung

  • Lüfter mit Feuchtesteuerung: 150-220 EUR
  • Mauerkasten und Rohr: 60-140 EUR
  • Kleinmaterial, Dichtstoffe, Schwingungsdämpfer: 20-50 EUR
  • Kernbohrung durch Fachbetrieb: 220-360 EUR
  • Elektriker Anschluss und Messung: 120-250 EUR
  • Summe: 570-1.020 EUR

Szenario 2 - Anschluss an vorhandenes Rohr

  • Lüfter 100-150 EUR (Axial) oder 180-300 EUR (Radial)
  • Adapter, Rückschlagklappe, Dichtungen: 20-50 EUR
  • Elektriker: 120-250 EUR
  • Summe: 240-600 EUR

Szenario 3 - Schachtlüfter im MFH

  • Schachtgeeigneter Lüfter: 200-400 EUR
  • Brandschutzkomponenten nach Vorgabe: 50-150 EUR
  • Montage durch Fachbetrieb: 200-400 EUR
  • Summe: 450-950 EUR

Hinweis: Fassadenarbeiten in WEG oder Mietobjekten vorher genehmigen lassen. In Mietwohnungen ist die Zustimmung des Vermieters Pflicht.

Typische Fehler und wie man sie vermeidet

  • Zu wenig Zuluft - Türunterschnitt prüfen, ggf. nacharbeiten
  • Lüfter zu schwach für langen Kanal - Radial- statt Axiallüfter wählen
  • Kein Gefälle nach außen - Kondensat sammelt sich im Rohr
  • Feuchte- oder Nachlaufsteuerung fehlt - Luftwechsel zu kurz, Schimmelrisiko
  • Falsche Schutzart im Spritzwasserbereich - immer IPX4 oder höher
  • Rückschlagklappe vergessen - Kaltluft und Gerüche dringen ein

Rechtliches in Mietwohnung und WEG

  • Mietwohnung: Jede bauliche Veränderung, besonders Kernbohrung und Fassadenhaube, nur mit schriftlicher Zustimmung des Vermieters.
  • WEG: Außenwand und Schacht sind oft Gemeinschaftseigentum. Beschluss durch die Eigentümerversammlung einholen.
  • Elektrik: Arbeiten an 230 V nur durch Elektrofachbetrieb. FI-Schutz 30 mA im Bad ist Stand der Technik.

Smart Home Integration

  • Sensorik: Funk-Hygrometer im Bad, Automation z. B. bei rF > 60 Prozent Lüfter ein, bei rF < 55 Prozent aus
  • Aktorik: Unterputz-Relais hinter Schalter oder im Abzweigkasten, Last und Schaltvermögen beachten
  • Szenen: Lüfter bei langer Duschdauer zusätzlich 15 Minuten Nachlauf
  • Datenschutz: Keine Cloud nötig - lokale Automationen sind stabil und schnell

Podsumowanie

  • Luftleistung passend zur Raumgröße und Kanalwiderstand wählen - lieber Radial bei Längen
  • Außenwandlösung: Kernbohrung mit Gefälle, Mauerkasten, Rückschlagklappe
  • Zuluft sicherstellen - 10-15 mm Türunterschnitt
  • Feuchte- oder Nachlaufsteuerung einplanen, 5-20 Minuten sind praxistauglich
  • Schallschutz durch Entkopplung und ggf. Rohr-Schalldämpfer
  • Elektrik im Bad vom Fachbetrieb - IP-Schutz und FI beachten
  • Realistische Kosten: 240-1.020 EUR je nach Variante

FAQ

Wie viel Luftleistung brauche ich im Bad?

Richtwerte: WC ca. 30 m3/h, Bad ohne WC 40 m3/h, Bad mit WC 60 m3/h. Bei großen Bädern oder langen Kanälen lieber 60-90 m3/h. Entscheidend ist der tatsächliche Volumenstrom am Auslass, nicht nur die Katalogangabe.

Wie laut darf ein Badlüfter sein?

Wohnlich sind 25-35 dB(A) in 3 m Abstand. Wählen Sie leise Modelle, montieren Sie entkoppelt und nutzen Sie bei längeren Rohren einen Rohr-Schalldämpfer.

Feuchtesensor oder Nachlauf - was ist besser?

Für Familienbäder ist Feuchtesteuerung sehr alltagstauglich, da der Lüfter bei hoher Luftfeuchte automatisch startet. Ein fixer Nachlauf von 10-20 Minuten ist simpel und effektiv. Ideal ist die Kombination.

Darf ich den Lüfter selbst anschließen?

Die mechanische Montage können geübte Heimwerker übernehmen. Der elektrische Anschluss im Bad gehört zum Elektrofachbetrieb, inklusive Messung, FI-Prüfung und Dokumentation.