Altbaufenster richtig abdichten und einstellen: Zugluft stoppen, Schimmel vermeiden, 50-300 Euro Budget
Warum Ihre Altbaufenster ziehen und was Sie zuerst prüfen sollten
Altbaufenster sind robust, aber oft nicht mehr luftdicht. Typische Ursachen für Zugluft: gealterte Dichtungen, verzogene Flügel, falsch eingestellte Beschläge, Risse im Putzanschluss und undichte Rolladengurtkästen. Bevor Sie abdichten, diagnostizieren Sie die Leckstellen systematisch.
Schnelltests aus der Praxis:
- Papierstreifen-Test: Papier im geschlossenen Fenster einklemmen. Lässt es sich leicht herausziehen, fehlt Anpressdruck oder die Dichtung ist zu dünn.
- Rauch-Test: Ein Räucherstäbchen langsam am Rahmen entlangführen. Bewegt sich der Rauch, ist dort eine Fuge.
- IR-Thermometer: Oberflächen unter 14-16 Grad an Innenlaibungen im Winter deuten oft auf starke Wärmebrücken und Luftleckagen hin.
- Hygrometer: Nach dem Abdichten Feuchte im Blick behalten. Zielbereich 40-55 Prozent.
Wichtig: Dichten Sie nie blind alles maximal ab. Zu dichte Fenster ohne kontrollierte Lüftung führen zu Kondensat und Schimmel. Gerade in Bädern, Küchen und Schlafräumen muss das Lüftungskonzept nach dem Abdichten angepasst werden.
Micro-BOM: Material und Werkzeug mit Richtpreisen
- EPDM-Dichtungsband, selbstklebend, D-Profil 6-9 mm, 2-3 Rollen à 6 m: 18-45 Euro
- E- oder P-Profil für schmale Spalte, 2 Rollen à 6 m: 12-30 Euro
- Reiniger und Entfetter, fusselfreie Tücher: 6-12 Euro
- Gehrungsschere oder Cuttermesser mit Metalllineal: 10-25 Euro
- Fühlerlehre oder einfache Lehre aus Karton 3-7 mm: 0-8 Euro
- Beschlagsöl, harz- und säurefrei, plus PTFE-Spray: 8-20 Euro
- IR-Thermometer und Hygrometer-Set: 25-60 Euro
- Fensterfalzlüfter je Flügel, optional: 25-50 Euro

Schritt-für-Schritt: Abdichten ohne Bohren und ohne Schäden
Die folgenden Anleitungen funktionieren für die meisten Holz- und Kunststoff-Dreh-Kippfenster aus den 80ern bis 2000ern sowie viele ältere Altbaufenster. In Mietwohnungen gilt: Nur reversible Maßnahmen vornehmen. Fräsarbeiten immer mit Vermieter absprechen.
1. Holz- und Kunststofffenster mit Falzdichtung
- Reinigen: Dichtungsauflagen am Flügelrahmen gründlich mit mildem Reiniger entfetten. Trocknen lassen.
- Spalt messen: Mit Papierstreifen oder einer 3-7 mm Kartonlehre prüfen, wie groß der Spalt zwischen Flügel und Rahmen ist. Ziel: Dichtung so wählen, dass der Flügel stramm, aber ohne übermäßige Kraft schließt.
- Profil wählen: D-Profile sind flexibel für 3-7 mm, P-Profile für 2-5 mm, E-Profile für schmale 1-3 mm Spalten. EPDM hält länger als Schaum.
- Zuschneiden: Dichtung auf Gehrung an den Ecken schneiden. So entstehen keine offenen Stoßstellen.
- Kleben: Dichtung spannungsfrei in den Falz kleben. Nicht ziehen. In einer Ecke beginnen und umlaufend arbeiten.
- Testen: Fenster schließen. Griff sollte ohne Gewalt bis in Endposition gehen. Klemmt es, dünneres Profil testen oder Anpressdruck verringern.
Praxis-Tipp: Verklebungen halten besser bei 15-25 Grad und sauberem, staubfreiem Untergrund. Auf kaltem, feuchtem Holz hält der Kleber schlecht. Zur Not mit Föhn leicht anwärmen, nicht übertreiben.
2. Kastenfenster im Altbau
- Prinzip: Kastenfenster haben zwei Flügelpaare. Dichten Sie in der Regel den inneren Flügel an, die Kastenluft dient als Puffer. Außenflügel benötigen Schlagregendichtheit, innen geht es um Luftdichtheit.
- Dichtleisten: Bei Holz-Kastenfenstern sind selbstklebende EPDM-Dichtungen oft ausreichend. Für perfekte Ergebnisse fräst der Fachbetrieb eine Nut und setzt eine dauerhafte Falzdichtung ein.
- Zwischenraum: Lüftungsöffnungen nicht vollständig verschließen. Ein minimaler Luftaustausch verhindert Feuchtestau zwischen den Scheiben.
3. Was Sie nicht tun sollten
- Kein Sanitärsilikon im Falz: Silikonfugen im Dichtbereich sind ungleichmäßig, schwer rückbaubar und fördern Feuchtestau.
- Keine dicke Schaumstoffwurst auf die Schlagleiste: Der Flügel verzieht sich, Beschläge leiden.
- Keine vollständige Verklebung der Entwässerungsöffnungen: Dränageöffnungen unten am Rahmen müssen frei bleiben.
Werkzeug-Set, das sich bewährt
- Gehrungsschere für saubere Eckstöße
- Cuttermesser, Metalllineal, Eckenandrücker
- IR-Thermometer und Hygrometer für Kontrolle
- Feiner Pinsel, Isopropanol zum Entfetten
Beschläge korrekt einstellen: Anpressdruck und Flügelgeometrie
Viele Undichtigkeiten kommen von verstellten Beschlägen. Mit wenigen Handgriffen erhöhen Sie den Anpressdruck und richten den Flügel aus. Bei modernen Dreh-Kipp-Systemen sind die Schließzapfen exzentrisch. Eine Vierteldrehung mit der Zange reicht oft.
Anpressdruck erhöhen
- Schließzapfen prüfen: Exzenter am Flügel zeigt Markierung. Richtung Dichtung drehen erhöht den Druck.
- Gegenlager checken: Schließbleche fest verschraubt, keine lose Schraube.
- Test: Papierstreifen-Test an mehreren Stellen wiederholen.
Flügel ausrichten
- Ecklager und Schere: Mit Inbusschlüssel lässt sich der Flügel in Höhe und Seite justieren.
- Typisch: Flügel schleift unten an der Dichtung. Leicht anheben, seitlich minimal versetzen.
- Grenzen: Wenn der Rahmen krumm ist oder Holz aufgequollen, hilft die Einstellung nur begrenzt. Dann Fachbetrieb.
Wann zum Fachbetrieb
- Faule Stellen, Risse im Holz, lockere Zapfenverbindungen
- Defekte Pilzkopfverriegelungen oder ausgelutschte Lager
- Fräsarbeiten für neue Falzdichtungen, Austausch von Rahmenleisten
Kosten grob: Beschlag- und Dichtungskur durch Fensterbauer ab 120-250 Euro je Flügel, Fräsen und neue Dichtungen im Altbau ab 200-400 Euro je Flügel. Bei mehreren Fenstern sinkt der Stückpreis.
Schimmel vermeiden: Lüften und mikrofeine Nachströmung
Nach dem Abdichten steigt die Luftfeuchte im Raum schneller. Gegenmaßnahme ist ein klares Lüftungsregime und, wo sinnvoll, ein Fensterfalzlüfter.
- Stoßlüften 3-5 Minuten, 2-4 mal täglich, quer wenn möglich. Kippstellung ist ineffizient und kühlt die Laibung aus.
- Hygrometer an problematischen Stellen beobachten. Ab 60 Prozent länger lüften, Möbel 5-8 cm von Außenwänden abrücken.
- Fensterfalzlüfter: Kleine, regelbare Elemente im Falz, die eine minimal definierte Luftmenge nachführen. Sie mindern Feuchtespitzen, ohne Zug zu erzeugen. Montage meist reversibel, je Flügel 25-50 Euro.
- Heizkörper frei halten, Thermostatköpfe nicht verdecken. Ziel 19-21 Grad in Wohnräumen, 17-19 Grad im Schlafzimmer.
Check an kalten Tagen: Keine taufeuchten Ränder am Glas, keine nassen Silikonfugen, keine dunklen Punkte an der Laibung. Bei Problemen: Abdichtung prüfen, Lüftung anpassen, Wärmebrücken an Rollladenkästen oder Stürzen untersuchen.
Mietrecht: Was Mieter dürfen, was nicht
- Erlaubt und reversibel: Selbstklebende Dichtungsprofile, Beschläge nachstellen, Schmierung, Zugluftstopper an Türen, Abdichtung von Rolladengurtkästen mit Dämmstoffkissen.
- Genehmigungspflichtig: Fräsen für Falzdichtungen, Austausch von Beschlägen, Glaswechsel, Fugensanierung am Baukörper.
- Dokumentieren: Vorher-Nachher-Fotos, Materialnotizen. Beim Auszug Dichtungen rückstandsfrei entfernen, wenn verlangt.
Tipp: Vermieter profitieren von sinkenden Heizkosten und geringeren Feuchteschäden. Eine kurze Mail mit Maßnahme, Kosten und Rückbaumöglichkeit erhöht die Zustimmung.
Kosten, Zeitaufwand und realistischer Nutzen
Beispiel 2-Zimmer-Mietwohnung mit 4 Fenstern (je 1,2 x 1,4 m):
- Material: 3 Rollen EPDM-D-Profil, 2 Rollen E-Profil, Reiniger, Öl, Hygrometer-Set: 70-130 Euro
- Zeit: 4-6 Stunden für Reinigung, Zuschneiden, Kleben, Einstellen, Testen
- Komfort: Spürbar weniger Zugluft, wärmere Wand- und Glasrandzonen, leiser durch bessere Schalldämmung
- Energie: Weniger Lüftungswärmeverluste durch Fugen. Die Ersparnis hängt von Gebäudehülle und Nutzerverhalten ab.
Eigentum im Altbau mit Kastenfenstern: Wenn Sie Falzdichtungen professionell fräsen lassen, kalkulieren Sie 200-400 Euro je Flügel. Dies lohnt sich oft bei guter Substanz und Erhaltungswunsch der Originalfenster.
Pflege und Wartung: So bleibt es dicht
- Dichtungen 1-2 mal jährlich mit mildem Seifenwasser reinigen, danach mit Silikonpflegestift oder Talkum leicht pflegen. Das erhält Elastizität.
- Beschläge jährlich mit harz- und säurefreiem Öl schmieren. Bewegliche Teile kurz betätigen, überschüssiges Öl abwischen.
- Haushaltskontrolle im Winter: Wöchentlich Hygrometer checken, bei Feuchte über 55 Prozent Lüftung erhöhen.
- IR-Check an kalten Tagen wiederholen. Kalte Zonen nachdichten oder Wärmebrücken untersuchen.

Podsumowanie
- Lecks lokalisieren: Papier, Rauch, IR-Messung nutzen
- Passendes Profil wählen: E, P oder D, lieber EPDM als Schaum
- Sauber kleben: Ecken auf Gehrung, spannungsfrei, Falz reinigen
- Beschläge einstellen: Anpressdruck und Flügelgeometrie prüfen
- Schimmel vorbeugen: Stoßlüften, 40-55 Prozent rF anstreben, ggf. Falzlüfter
- Mietrecht beachten: Nur reversible Maßnahmen ohne Zustimmung
- Pflege: Dichtungen und Beschläge jährlich warten
FAQ
Welches Dichtungsprofil passt zu meinem Fenster?
Messen Sie den Spalt. E-Profil für 1-3 mm, P-Profil für 2-5 mm, D-Profil für 3-7 mm. EPDM ist langlebig, PU-Schaum günstiger, aber kurzlebiger. Testen Sie an einem kurzen Abschnitt vor der Vollmontage.
Kann ich im Winter abdichten?
Ja, wenn die Klebeflächen trocken und warm genug sind. Optimal sind 15-25 Grad. Bei kaltem Holz kurz vorwärmen. Achten Sie anschließend besonders auf Stoßlüftung, um Kondensat zu vermeiden.
Wie stelle ich fest, ob der Anpressdruck stimmt?
Der Papierstreifen soll rundum stramm klemmen, der Griff aber ohne Gewalt schließen. Ist es zu schwer, Profil zu dick oder Zapfen zu fest. Ist es zu leicht, Zapfen etwas drehen oder dickeres Profil verwenden.
Es zieht immer noch. Was nun?
Prüfen Sie Putzanschlussfugen, Rollladenkästen, Gurtführungen und Rahmenstöße. Oft sind es mehrere kleine Leckagen. Wenn Beschläge verschlissen oder Rahmen verzogen sind, hilft ein Fensterbauer mit neuen Dichtungen oder Justage.
